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Traumata und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)


Was ist ein Trauma/PTBS? 

Der Vietnam Krieg der USA brachte es mit sich, dass auch noch viel Jahre später eine hohe Zahl an Soldaten an den Erlebnissen aus dem Krieg litten. Die Veteranen dieses Krieges wurden und werden bis heute behandelt und stellten zugleich ein Forschungs- und Erkenntnisfeld für die PTBS dar. Dabei waren beileibe nicht alle betroffen, die Schlimmes erlebt hatten. Vielen gelang es, das dort Erlebte und Erlittene, den oftmals damit verbundenen betäubenden Konsum von Drogen wie Heroin zusammen mit der Uniform bei der Ankunft zu Hause sozusagen in den Schrank zu hängen und nach vorne in eine neue andere Zukunft zu schauen.


Warum wir dies hier so betonen? Entgegen landläufiger Vorurteile, ist das erneute Durchleben und Durchleiden keineswegs die einzige Prämisse für die Heilung solcher seelischen Wunden. Wenn es gelingt, das Erlebte einzuordnen und abzuschliessen, dann braucht es dies nicht und es richtet dann auch mehr Schaden an, als es nutzen würde. Sie können sich das so vorstellen, wie eben diese Uniform, die dann geordnet im Schrank versorgt worden ist. Wenn dies aber nicht gelingt, dann spricht man von einer PTBS. Das Kleidungsstück wurde ungeordnet bzw. unverarbeitet in den Schrank gestopft und fällt immer wieder heraus, ohne, dass man dies will.


Das Erlebte kommt wieder hoch und ist bspw. in Form eines Flashbacks wieder so präsent, als ob es sich gerade erneut ereignen würde. Und dies gilt natürlich nicht nur für Erlebnisse aus dem Krieg, sondern für alles, was man selber als schlimm oder belastend erlebt. Inzwischen wird auch diskutiert, ob es dazu immer ein einziges Ereignis braucht. Es ist wahrscheinlich, dass auch viele kleine »Nadelstiche« zu einer PTBS führen können. 


Wie entsteht ein Trauma/PTBS? 

Auch bei der PTBS gilt das biopsychosoziale Modell, d.h. aus allen drei Gebieten kommen Faktoren zusammen, die zum Ausbruch der Krankheit führen. Das Ereignis bzw. der externe Auslöser hat bei diesem Krankheitsbild aber einen besonderen Stellenwert. Es gibt den schönen Merksatz: Emotion ist Dünger für das Gehirn. Alles, was Sie besonders emotional erleben, hinterlässt besonders tiefe Spuren, bzw. wird besonders nachhaltig erlernt.


Sie müssen sich das Entstehen einer PTBS ungefähr so vorstellen, wie das Entstehen von Phantomschmerzen. Wenn jemand bspw. einen Finger verliert, dann kann es sein, dass dieser Finger noch Schmerzen verursacht, obwohl dieser gar nicht mehr vorhanden ist. Vorausgegangen sind meist schmerzhafte Erfahrungen, die mit dem Finger zu tun haben. Ihr Gehirn hat gelernt, dieses Gefühl immer wieder abzurufen. Der Schmerz war hier der emotionale Dünger. Gleiches gilt für eine PTBS. Der Schmerz war für dieses Ereignis so gross, dass es auch abgerufen wird, wenn wir uns nicht bewusst daran erinnern wollen. Kleinste Elemente, die an die Situation erinnern, können hier der Auslöser sein. Ein Geruch, ein Geräusch, eine Farbe, dies alles kann zu einem sogenannten Flashback führen. In anderen Fällen wird das Erlebte sozusagen als Selbstschutz verdrängt. Allein dies zu verstehen und zu erkunden ist ein wichtiger Schritt in der Therapie. 


Was kann ich bei einem Trauma/PTBS selber tun?

In einem ersten Schritt geht es darum, zu erkunden, ob Sie unter einer PTBS leiden, oder ob es sich um eine schmerzhafte aber sich vollziehende Bewältigung handelt. Ähnlich wie bei einer Trauer ist es völlig normal, dass nach einem solchen Ereignis eine Zeit der Schmerzen und des Leidens folgt. Sollte dies aber nach sechs Monaten und mehr noch immer der Fall sein, gilt es zu übeprüfen, ob es mir gelingt, das Erlebte mehr und mehr geordnet in den Schrank zu hängen, um es mit Distanz betrachten zu können, oder eben nicht. Sollte mir dies nicht gelingen, bedarf es in der Regel der therapeutischen Unterstützung eines/r erfahrenen Arztes/Ärztin oder Therapeut*in.


Welche Hilfe kann ich mir holen?

Bei der medikamentösen Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung werden vor allem verschiedene Gruppen von Medikamenten eingesetzt, die ursprünglich zur Behandlung von Depressionen entwickelt wurden. Am besten untersucht sind sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRIs). Diese und andere Antidepressiva haben in Studien zu einer deutlichen Besserung der Symptome einer PTBS geführt. Nach dem aktuellen Stand der Forschung sind diese Medikamente wahrscheinlich weniger effektiv als die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung. Darüber hinaus ist bisher noch unklar, ob die Wirkung auch dann noch anhält, wenn die Medikamente wieder abgesetzt werden.


Arbeit an und mit Traumata stellt besondere Ansprüche an den Therapeuten. Zögern Sie also nicht zu fragen, ob der Therapeut hier über Vorerfahrungen verfügt.

 

Was können Freunde oder Angehörige tun?

Wie bei allen anderen Störungen auch, können Sie sich als Angehörige*r über das Krankheitsbild einer PTBS informieren. Menschen, die daran leiden, erscheint die Welt oftmals gefährlicher als zuvor, oftmals kommen Schlafstörungen hinzu oder Interessensverlust, Ärger oder Distanziertheit. Das beharrliche Vermitteln eines Gefühls von Nähe und Geborgenheit hilft, weil das Vertrauen in die Welt zumeist ein Stückweit verloren gegangen ist. Wenn Sie ein wenig Sicherheit zurückgeben können, dann haben Sie bereits geholfen.